Folge 3: Die HPV-Impfung

Shownotes

In dieser Folge werden wir gemeinsam einige wichtige Fragen zur HPV-Impfung beantworten, zum Beispiel: Was genau ist eigentlich HPV? Welche Gesundheitsrisiken sind damit verbunden? Wie funktioniert die Impfung, und warum ist sie wichtig? Außerdem werden wir darüber sprechen, für wen die HPV-Impfung empfohlen und wie sie durchgeführt wird. So möchten wir sicherstellen, dass ihr gut informiert seid, also bestensimpformiert. Host dieser Folge ist Emma Bahlke. Das Team hinter der Folge sind Anna Sophie Coors, Annika Westie, Emma Bahlke und Romina Großeschallau.

Quellen:

RKI - Impfungen A - Z - Schutzimpfung gegen Humane Papillomviren (HPV): https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/ImpfungenAZ/HPV/HPV.html

RKI - Impfungen A - Z - HPV-Impfung: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Materialien/Faktenblaetter/HPV.html?nn=2375548

RKI - Impfungen A - Z - Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Erreger und Impfung: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HPV/FAQ-Liste_HPV_Impfen.html?nn=2375548

Gebärmutterhals-Tumor - Alle Mädchen sollen sich gegen Krebs impfen lassen - Gesellschaft - SZ.de (sueddeutsche.de): https://www.sueddeutsche.de/leben/gebaermutterhals-tumor-alle-maedchen-sollen-sich-gegen-krebs-impfen-lassen-1.926204

Quelle zur Impfquote: https://www.journalonko.de/news/lesen/hpv-impfquote-deutschland-noch-immer-niedrig

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#bestensimpformiert – Skript – HPV-Impfung

Reihenfolge:

Begrüßung

Vorstellen der Expert:innen?

Was sind HP-VireInfektion + Folgen + Erkrankungen

Diagnostik

Impfung

Impfung gegen Krebs

Schlusssatz

Intro

EAR Catcher Dr. Bettina Burkhard

“Der Großteil der Menschen merkt überhaupt gar nicht, dass er mit HP-Viren infiziert ist.”

Host: Mit diesen Worten von Dr. Bettina Burkhard begrüßen wir euch zu bestensimpformiert. In dieser Folge sprechen wir über die HPV-Impfung und haben uns dafür mit drei verschiedenen Expert*innen über das Thema unterhalten. Das sind Dr. Bettina Burkhard, Prof. Dr. Mario Schellhaas und Prof. Dr. Werner Bader – alle arbeiten unter anderem im Bereich Gynäkologie und Virologie.

In dieser Folge werden wir gemeinsam einige wichtige Fragen zur HPV-Impfung beantworten, zum Beispiel: Was genau ist eigentlich HPV? Welche Gesundheitsrisiken sind damit verbunden? Wie funktioniert die Impfung, und warum ist sie wichtig? Außerdem werden wir darüber sprechen, für wen die HPV-Impfung empfohlen und wie sie durchgeführt wird. So möchten wir sicherstellen, dass ihr gut informiert seid, also bestensimpformiert.

Dann legen wir mal los. Um erstmal zu klären, für was genau die Abkürzung HPV steht, haben wir mit Dr. Bettina Burkhard gesprochen. Sie arbeitet als Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Universitätsklinikum Düsseldorf und leitet dort die Kinder und Jugend Gynäkologie.

O-Ton Dr. Bettina Burkhard:

„Die Abkürzung steht für Humanes Papillon Virus. Und es sind verschiedene Viren. 200 Stück ungefähr hat man inzwischen isoliert und davon infizieren 40 verschiedene Typen Genitaltrakt. Wir unterscheiden insbesondere auch in der Gynäkologie noch mal die Viren Eigenschaften und da gibt es niedrig Risiko-Viren und hoch Risiko-Viren. Meistens findet man auch den englischen Begriff Lowrisk und High Risk.”

Host: HPV steht also für Humanes Papillon Virus und es gibt niedrig und hoch Risiko-Viren, mit denen sich Frauen und Männer infizieren können. Wie genau wir uns mit HPV infizieren können, hat Dr. Bettina Burkhard uns auch erklärt.

O-Ton Dr. Bettina Burkhard:

“Vornehmlich werden die übertragen durch Sexualkontakte, weil wichtig ist, dass man dann eine ganz enge Haut und Schleimhaut Kontakt hat, der relativ intensiv ist. Was wir aber auch wissen, dass zum Teil manche Dinge auch vielleicht auch über die Hand übertragen werden können. Das heißt die Bedingung, dass man sich beim Geschlechtsverkehr mit einem HP-Virus infiziert, ist nicht, dass es zu einem penetrierenden Geschlechtsverkehr gekommen sein muss, sondern es reicht auch, dass man einen engen Sexualkontakte hat, insbesondere beispielsweise bei den Lowrisk Viren, die ja für die Entstehung von Feigwarzen, also gutartigen Veränderungen Genitalbereich verantwortlich sind.”

Host: HP-Viren werden also nicht nur durch Geschlechtsverkehr übertragen, sondern auch schon durch Schmierinfektionen. Falls eine Infektion stattgefunden hat, wie bemerkt man diese Infektion überhaupt? Welche Symptome gibt es? Um diese Frage zu beantworten, haben wir Prof. Dr. Mario Schellhaas gefragt, der das Institut für Zelluläre Virologie in Münster leitet. Davor war er an der ETH Zürich tätig und auch am Max-Planck-Institut für neurologische Forschung in Köln.

O-Ton Prof. Dr. Mario Schellhaas

“Also zunächst mal tatsächlich würde ich wetten, dass auch sie gerade zum jetzigen Zeitpunkt mit einem Papillomvirus infiziert sind. Das würden Sie gar nicht wissen, selbst wenn keine Warze da ist, weil die meisten dieser Papillomvirusinfektion asymptomatisch und überhaupt nicht gefährlich sind.”

O-Ton Dr. Bettina Burkhard

“Das ist tatsächlich so, dass ein ganz, ganz großer Anteil der Infektionen total asymptomatisch verläuft. Das heißt, die Männer und Frauen, die sich mit dem Virus infizieren, merken überhaupt nichts. Und es ist ja auch so, dass ungefähr, man sagt so 90 bis 95 % der Leute, die auch sexuell aktiv sind, tatsächlich auch Berührungen haben mit dem HP-Virus, aber gar nichts merken. Insbesondere bei den Hoch Risiko Viren, bei denen (Risiko) niedrig Risiko Viren ist es so, dass man natürlich dann auch manchmal Veränderungen sieht im Sinne von Entstehung von Warzen, die außen am Genitalbereich sind, am Penis oder eben auch an der Vulva, an den Schamlippen oder im Analbereich, wo man auch sagt, dass das kosmetisch vielleicht stört und einem auffällt, wenn man sich halt duscht, rasiert oder mal im Spiegelchen mal guckt. Aber häufig ist es asymptomatisch und es heilt in der Regel auch häufig aus.“

Host: So Dr. Bettina Burkhard.

Eine HPV-Infektion ist in den meisten Fällen also symptomlos und wir merken gar nicht, dass wir infiziert sind. Und was können wir tun, um uns vor einer Infektion zu schützen? Kann ein Kondom vor einer HPV-Infektion schützen? Um das herauszufinden, haben wir mit Prof. Dr. Werner Bader gesprochen. Er ist Leiter des Zentrums für Frauenheilkunde im Klinikum Bielefeld und seit 20 Jahren Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe.

O-Ton Prof. Dr. Werner Bader

„Also ich kann nur einfach sagen, wenn Sie nicht in einer festen Partnerschaft sich befinden, sollten Sie immer ein Kondom geschützten Verkehr haben. Da geht es nicht nur um HPV, es geht auch um andere Dinge wie HIV, was ja deutlich seltener ist. Gott sei Dank.”

Host: Aber: Laut dem Robert-Koch Institut, also dem RKI, reicht ein Kondom nicht zwingend aus, um sich zu schützen. Denn eine Schmierinfektion kann auch durch Oralverkehr entstehen. Und wir haben ja schon erfahren, dass die Übertragung auch symptomlos ablaufen kann. Wie also kann denn HPV überhaupt festgestellt werden? Dazu Prof. Dr. Mario Schellhaas.

O-Ton Prof. Dr. Mario Schellhaas:

“In den allermeisten Fällen – und das sind die niedrig Risiko Typen – detektiert man eine HPV-Infektion zunächst mal visuell (…) In anderen Fällen, wenn zum Beispiel eine Infektion der Schleimhäute vorliegt, bemerkt das zum Beispiel mal ein Zahnarzt, wenn es im Mundraum ist oder aber der Frauenarzt bemerkt das am ehesten bei den so bei der Routineuntersuchung. Dort wird seit einigen Jahrzehnten auch der sogenannte Pap Smear durchgeführt. Das ist eine zytologische Untersuchung, die regelmäßig bei Frauen im Geschlechtsfähigen Alter durchgeführt wird, um Veränderungen der Morphologie der Zellen zu sehen, die charakteristisch für Papillomviren sind.”

Host: Der Pap Smear ist auch als Pap-Test bekannt, also der Abstrich vom Gebärmutterhals zur frühzeitigen Erkennung von Krebs und dessen Vorstadien. Okay. Was wissen wir bereits? Halten wir kurz fest: Wir wissen, dass die HPV-Infektion oft unbemerkt verläuft und es wichtig ist, Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, um eine Infektion ausschließen zu können. Aber was ist mit möglichen Folgeerkrankungen? Kann aus einer HPV-Infektion Krebs entstehen? Dazu noch mal Prof. Dr. Mario Schellhaas.

O-Ton Prof. Dr. Mario Schellhaas:

“Die allerschlimmste Folge einer HPV-Infektion ist in der Tat dann die Entwicklung von Krebs. Und am bekanntesten dabei ist der Gebärmutterhalskrebs. Dieser entwickelt sich aber nicht primär aufgrund der Pathologie des Virus, sondern es müssen zwei Dinge zusammenkommen: eine Infektion mit dem Virus, und zwar einem Hoch- Risiko - Typen. Und das zweite sind übliche Risikofaktoren für die Krebs Entwicklung ganz allgemein. Es gibt einerseits den Gebärmutterhalskrebs als der bekannteste und über den wurden auch die Humanen Papillomviren entdeckt. Aber es gibt eine ganze Reihe von weiteren Krebserkrankungen, die auch von Papillomviren hervorgerufen werden. Das wird den meisten Zuhörern wahrscheinlich nicht bekannt sein. Im Bereich bei Männern im Bereich des Penis oder auch im Bereich des Afters treten diese Krebsarten auf und etwas, was wahrscheinlich kaum jemand noch auf der Liste hat, aber tatsächlich zunehmend zu einem Problem wird, sind Krebsarten des Mund und des Rachens, sogenannte head and neck tumors.”

Host: Also können niedrig Risiko-Viren zur Entstehung von Genitalwarzen führen und Hoch-Risiko Viren zu Krebs. Laut Robert-Koch Institut ist eine HPV-Infektion in den meisten Fällen vorübergehend, asymptomatisch und nach ein bis zwei Jahren nicht mehr nachweisbar. Es gibt aber auch andauernde Infektionen, die über Krebsvorstufen zu Krebs führen können, zum Beispiel im Anogenitalbereich, also im After, in der Mundhöhle und im Rachen.

Das sind schon beunruhigenden Infos. Dr. Bettina Burkhardt hat aber einen ganz klaren Rat:

O-Ton Dr. Bettina Burkhardt

“Wichtig ist, dass man jetzt nicht in Panik verfällt, wenn man einen positiven HPV-Test bekommt, weil ein ganzer Großteil heilt auch wieder aus. Und das ist die überwiegende Anzahl und weit überwiegende Anzahl, ohne dass es zu irgendwelchen Veränderungen kommt. Und es gibt zu 10 bis 15 % bei den Frauen ist es, die es nicht schaffen, dass der Körper sozusagen sich dagegen wehrt und die Infektion aushält.”

Host: Also: Ein Großteil der HPV-Infektionen heilt also von selbst. Das ist ja schon mal gut zu wissen. Aber bei jeder zehnten Frau können Komplikationen auftreten. Was heißt das konkret? Was passiert, wenn die Infektion nicht abheilt? Und wie können Infektionen behandelt werden kann?

O-Ton Bettina Burkhardt:

“Es gibt tatsächlich kein klassisches Medikament, was man nehmen könnte. Weder über mehrere Wochen eine Tablette noch eine spezielle lokale Therapie.”

Host: Halten wir kurz fest: Falls die Infektion nicht von selbst abheilt, gibt es also keine spezifische medikamentöse Behandlung. Wenn Medikamente keine direkte Option sind, wird Prävention umso bedeutender. Da heißt, es sollte alles dafür getan werden, die Infektion zu verhindert, eben präventiv. In diesem Zusammenhang rückt die HPV-Impfung in den Fokus. Zum Impfstoff noch mal die Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Dr. Bettina Burkhardt:

O-Ton Dr. Bettina Burkhard

“Der heißt Gardasee neun und dort impft man mit diesem Impfstoff gleichzeitig gegen sieben der wichtigsten Hoch Risiko Viren und eben auch zwei der niedrig Risiko Viren. Und so wie man es auch vielleicht von anderen Impfungen kennt, es ist ein Tod-Impfstoff und das heißt, durch diese Impfung selbst kann man sich nicht infizieren. Und wenn man im Nachgang Kontakt mit dem echten Virus hat, dann können diese entstandenen Antikörper abgefangen werden.”

Host: So funktioniert also die HPV-Impfung. Wir haben jetzt einen Einblick erhalten in die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die sieben Hoch-Risiko-Viren. Es ist jetzt aber noch wichtig zu wissen, welchen Schutz die Impfung bieten kann. Darüber haben wir auch mit Dr. Bettina Burkhard und mit Prof. Dr. Mario Schellhaas gesprochen.

O-Ton Dr. Bettina Burkhard

“Keine Impfung bietet einen hundertprozentigen Schutz, das heißt auch die HPV-Impfung nicht. / Aber wir wissen, halt dass es sehr gut ist, wenn man insbesondere sehr jung impft, weil das Immunsystem darauf dann noch besser reagieren kann. Und das ist sicherlich auch ein Grund damit, warum man ja sagt, man bietet es den Kindern an, weil die natürlich ein anderes Immunsystem haben, als wenn ich die Patientin impfe, die 40 Jahre alt ist und wahrscheinlich auch schon mal Kontakt hatte zu HPV-Viren. Das heißt, hundertprozentigen Schutz gibt es tatsächlich nicht.”

O-Ton Prof. Dr. Mario Schellhaas

“Der Schutz liegt, wenn man im empfohlenen Impffenster liegt, bei etwa 90 %. Das ist erstaunlich viel, denn das bedeutet im Prinzip, dass fast jede Infektion von HPV (16 18) abgefangen wird. Jetzt gibt es bereits zwei große Studien dazu, eine aus Schweden, eine aus Großbritannien, die genau das zeigen.“

Host: Unsere Expert*innen Prof. Dr. Mario Schellhaas und Dr. Bettina Burkhard sind sich also einig und betonen Folgendes: Keine Impfung bietet absoluten Schutz, auch die HPV-Impfung nicht. Aber die Wirksamkeit der HPV-Impfung zeigt, wenn im empfohlenen Impffenster geimpft wird, kann fast jede Infektion verhindert werden. Apropos Impffenster. Jetzt ist natürlich wichtig zu wissen, wann der beste Zeitpunkt für die Impfung ist. Zuständig für das Thema Impfen ist in Deutschland die STIKO, die Ständige Impfkommission.

O-Ton Dr. Bettina Burkhard

“Was die STIKO hier für uns in Deutschland empfiehlt, ist halt so früh wie möglich. Und der Impfstoff ist zugelassen für Kinder. Also Jungen und Mädchen ab neun Jahren. Und im Idealfall sagt man das Zeitfenster 9 bis 14 Jahre. Und das ist auch das, was wir versuchen auch immer wieder in die Welt zu tragen. Dass es keine Impfung ist, die nur die Mädchen ansprechen sollte, sondern eben auch eine Impfung, die auch für die Jungen auch da ist.”

O-Ton Prof. Dr. Mario Schellhaas:

“Wie der kürzlich verstorbene Nobelpreisträger Harald zu Hausen ganz klar gemacht hat, wie soll denn eine junge Frau, sich HPV zu ziehen, sofern sie heterosexuell ist, wenn nicht durch den Überträger, Mann?”

O- Ton Dr. Bettina Burkhard:

“Und da ist der optimale Zeitpunkt, dass man relativ früh anfängt und im Idealfall halt vor der Aufnahme der sexuellen Aktivität.”

O-Ton Prof. Dr. Mario Schellhaas

“Weil, wenn man sexuelle Aktivität aufgenommen hat, es gibt, inzwischen Studien dazu, sinkt der Nutzen der Impfung durchaus.”

Host: So Dr. Bettina Burkhard und Prof. Dr. Mario Schellhaas. Das empfohlene Impfalter liegt also zwischen neun und 14 Jahren, geimpft werden sollen sowohl Mädchen als auch Jungen –idealerweise vor dem ersten sexuellen Kontakt. Aber nicht alle wollen sich so früh impfen lassen. Wir haben uns gefragt, ob eine Impfung nach dem 14. Lebensjahr noch empfohlen wird. Daher haben wir noch mal bei RKI und der STIKO recherchiert.

Das KI und die STIKO empfehlen jedenfalls die Impfung bis zum 17. Lebensjahr nachzuholen, auch nach dem ersten Geschlechtsverkehr. Aber hier gilt: je früher desto besser. Eine Impfung nach dem 17. Lebensjahr ist auchsinnvoll und profitabel. Das ist abhängig von Faktoren wie, die Lebensführung, die Anzahl der Sexualpartner*innen usw.

Die Impfung schützt vor mehreren HP-Viren. Daher kann die Impfung vor anderen HPV-Typen schützen, auch wenn es vorher eine Einzelinfektion mit einem Typ von HP-Viren gab. So können Ärzte und Ärztinnen Personen nach einer Beratung impfen, die älter sind als 17 Jahre. Allerdings muss in diesem Fall die Kostenübernahme mit der Krankenkassen geklärt werden. Eine Impfung im späteren Alter hat also immer noch einen Effekt. Auch Prof. Dr. Bader rät zu einer Impfung – auch nach dem 17. Lebensjahr.

O-Ton Prof. Dr. Werner Bader:

“Genau. Ich würde das in jedem Fall nachholen. Eine Testung, ob sie HPV positiv sind, brauchen sie vorher nicht machen.”

Host: Wir haben uns bezüglich der Impfung die Zahlen und Fakten näher angeschaut. Die Impfquote liegt in Deutschland derzeit bei circa 54 % bei den 15-jährigen Mädchen und bei 27 % bei den 15-jährigen Jungen. Also sind über die Hälfe aller Mädchen geimpft und nur knapp ein Drittel der Jungen. Das ist weit entfernt vom Ziel der EU-Kommission. Das Ziel war nämlich eine Quote von mindestens 90 % bei Mädchen und einer deutlichen Steigerung bei Jungen zu erreichen. Die Frage ist daher: Warum lassen sich immer noch so wenige Mädchen und vor allem Jungen impfen? Das hat uns Prof. Dr. Schellhaas erklärt.

O-Ton Prof. Dr. Mario Schellhaas

“Der erste Grund ist häufig genug Unwissenheit. Weil die Eltern, wie meistens natürlich, dann erst mal die Entscheider sind, nicht vernünftig aufgeklärt sind. Oder das Risiko auch unterschätzen, tatsächlich, dass von HPV-Infektionen Hochrisikogruppen ausgehen und wie leicht so eine Infektion eigentlich auch stattfinden kann.

Die geringe Impfquote würde ich darauf zurückführen, dass Information weit verbreiteter und auch offensiver sein müsste aus meiner Sicht der Dinge.”

Host: Das ist also eine Aufgabe der Gesundheitskommunikation: Mehr Aufklärung zu schaffen, mehr Informationen zu geben. So könnten sich dann mehr Jugendliche für oder gegen eine Impfung entscheiden. Und auch Eltern werden so auf das Thema HPV-Impfung frühzeitiger aufmerksam gemacht. In der Vergangenheit wurde oft in den Medien postuliert, dass die HPV-Impfung eine Impfung gegen Krebs sei. So auch ein Artikel mit dem Titel:” Gebärmutterhals-Tumor: Alle Mädchen sollen sich gegen Krebs impfen lassen” aus der Süddeutschen Zeitung vom 22. Mai 2010. Wir haben uns gefragt, ob die HPV-Impfung wirklich eine Impfung gegen Krebs ist, oder diese Bezeichnung lediglich von den Medien genutzt wird, um Auflage zu produzieren. Prof. Dr. Mario Schellhaas hat eine klare Haltung zu dieser Aussage.

O-Ton Prof. Dr. Mario Schellhaas

“Es ist ganz klar eine Impfung gegen Krebs. Weil die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs in 99 von 100 Fällen ganz klar und eindeutig auf eine zuvor erfolgte HPV-Infektion zurückzuführen ist. Das heißt eine Infektion, die Wahrscheinlichkeit Gebärmutterhalskrebs zu entwickeln, sinkt gegen 0 oder gegen 1%, um genau zu sein. Also es ist schon klar eine Impfung zwar gegen eine sexuell übertragbare Krankheit, die aber wenn es die richtigen Typen sind, unweigerlich zum Krebs führen, unbehandelt und undetektiert. Insofern ist das schon zutreffend. Tatsächlich ist es aber natürlich auch ein Stück weit ein Marketingname. Vor der Einführung in Europa wurde sie als Impfung gegen eine sexuell übertragbare Krankheit beworben. Und dann haben sie sozusagen ein Rebranding gemacht zu einer Impfung gegen Krebs, die aber durchaus zutreffend ist.”

Host: Auch das RKI bestätigt diese Aussage. So könne durch eine Steigerung der HPV-Impfquote die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs werden. Das verdeutlicht, wie wichtig es ist, durch Aufklärung über das Thema zu informieren. Prof. Dr. Mario Schellhaas hat diesbezüglich für euch noch eine wichtige Nachricht.

O-Ton Prof. Dr. Mario Schellhaas

“Informiert euch. Informiert euch gut und durch gute Quellen. Trefft eine eigene Einschätzung und redet offen und klar und deutlich darüber, auch wenn es sich dabei um eine Impfung oder eine sexuell übertragbare Krankheit handelt. Das ist ja auch, was man vielleicht nicht ganz so offen kommuniziert manches Mal, aber das ist eine Sache, da kann ich nur ermutigen dazu, sprecht darüber, informiert euch.”

ABMODERATION

Host: Mit dieser appellhaften Nachricht von Prof. Dr. Mario Schellhaas enden wir unsere heutige Folge von bestensimpformiert zum Thema HPV-Impfung, also die Impfung gegen das Humane Papillon Virus. Aus der heutigen Folge nehmen wir mit, wie wichtig generell Aufklärung ist. Von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und auch besonders der Eltern. Die HPV-Impfung ist eine wichtige Maßnahme, um Folgeerkrankungen, unter anderem auch Krebs, durch eine HPV-Infektion zu verhindern. Also falls ihr nicht geimpft seid, ihr aber Interesse habt, informiert euch und lasst euch beraten, denn auch eine Impfung nach dem 14. Lebensjahr ist möglich. Nehmt eure Vorsorgeuntersuchungen wahr und bedenkt, dass die Nutzung von Kondomen generell gegen sexuell übertragbare. Krankheiten schützt. Ihr schützt euch und eure Partner*innen durch eine Impfung vor einer HPV-Infektion. Wir haben euch in den Shownotes wissenschaftliche Quellen vom Robert Koch Institut zum Thema HPV-Impfung beigefügt, damit ihr euch noch weiter informieren könnt. Damit verabschieden wir uns und bedanken uns bei allen Mitwirkenden und natürlich bei euch für euer Interesse.

Shownotes/Quellen:

RKI

RKI - Impfungen A - Z - Schutzimpfung gegen Humane Papillomviren (HPV):

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/ImpfungenAZ/HPV/HPV.html

RKI - Impfungen A - Z - HPV-Impfung:

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Materialien/Faktenblaetter/HPV.html?nn=2375548

RKI - Impfungen A - Z - Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Erreger und Impfung:

https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HPV/FAQ-Liste_HPV_Impfen.html?nn=2375548

Gebärmutterhals-Tumor - Alle Mädchen sollen sich gegen Krebs impfen lassen - Gesellschaft - SZ.de (sueddeutsche.de):

https://www.sueddeutsche.de/leben/gebaermutterhals-tumor-alle-maedchen-sollen-sich-gegen-krebs-impfen-lassen-1.926204

Quelle zur Impfquote:

https://www.journalonko.de/news/lesen/hpv-impfquote-deutschland-noch-immer-niedrig

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